Die 11-jährige Nina der Sekundarschule Ahlen/Westfalen hat im Religionsunterricht ihre Gottesvorstellung mithilfe eines Materialarrangements nach Anna-Katharina Szagun kreiert. Ausdrücklich wies sie mich noch vor der Erstellung daraufhin, dass sie überhaupt nicht an Gott glaube und diese Aufgabe absolut nicht machen wolle. Am Ende der Stunde jedoch, als die anderen Schüler sie nach ihrer Gottesvorstellung befragten, hielt sie eine nahezu pathetisch gehaltene, kleine Kurzandacht: „Gott ist für mich da – hier die grüne Wiese. Ich darf baden (Badeherzen) und ich bin wunderbar (zeigt auf den Balsam).“ Auf dem blauen Schild (im Bild sichtbar) hat Nina geschrieben: „Das tote Meer (im Hinblick auf das Salz) ist das dunkle Tal. Gott gibt mir Kraft + Erfolg. ich bekomme ein volles Leben.“
„Wie kommt welcher Gott in Kinderköpfe?“ – Entwicklung von Gottesvorstellungen
Die Rostocker Religionspädagogin Anna-Katharina Szagun zeigt eindrucksvoll in ihrer Langzeitstudie und in weiteren Nachfolgeforschungen auf, dass sich die Entwicklung einer Gottesvorstellung vielen Einflüssen unterliegt.„Ausgegangen wird – entsprechend der Rostocker Langzeitstudie – von einem Gotteskonzept, bei dem die kognitive (=Gottesverständnis) und die emotionale bzw. motivationale Dimension (Gottesbeziehung) unterschieden werden. Das Modell kann modellhaft als Ellipse veranschaulicht werden, in welcher die beiden Brennpunkte in dynamischer Wechselwirkung stehen.“ Es wird deutlich, dass viele Faktoren – Anregungsimpulse, kognitive Reife, Kommunikationsräume, soziales Umfeld, eigene Aktivitäten und Suchen, Belastungssituationen, Familiensituationen, Lebenswelt, Beziehungserfahrungen der Deutungsrahmen etc. – die Dynamik der Gottesbeziehung und des Gottesverständnisses bestimmten und damit für das gesamte Gotteskonzept verantwortlich ist.
Um auch im Religionsunterricht Gottesvorstellungen zu eruieren, zu fördern oder zu vertiefen, bietet es sich an mit kreativen Materialien zu arbeiten, damit nicht nur anthropomorphe Gottesvorstellungen entstehen. Im Folgenden wird eine Variante für den Religionsunterricht vorgestellt, die flexibel und rasch einsetzbar ist und insbesondere diagnostisch zu Beginn einer Unterrichtsreihe zum Thema „Gottesvorstellungen“, aber auch während der Reihe zu biblischen Texten mit Gottesbildern eingesetzt werden kann.
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